Umwelt

Nachhaltiges Produktdesign: Digital zum Erfolg

Die Digitalisierung hat auch vor dem Produktdesign nicht halt gemacht: Sie erleichtert Arbeitsschritte, vereinfacht die Vernetzung mit unterschiedlichsten Projektbeteiligten und eröffnet gestalterische Möglichkeiten, die bisher nicht vorhanden waren. Aber können neue Digitalisierungsprozess auch zu mehr Nachhaltigkeit im Design beitragen? Und lohnt sich der Umstieg auf innovative Techniken für Industrie- und Produktdesigner innen? Ein Überblick über Chancen und Risiken Nachhaltigkeit fördernder, digital unterstützter Arbeitsmethoden.

Was versteht man eigentlich unter Nachhaltigkeit? Und ist ökologisch immer auch nachhaltig?

Der Begriff „Nachhaltigkeit” wird heute in vielfältigen Kontexten verwendet. Nicht immer ist klar, was damit gemeint ist und sehr oft wird „nachhaltig” einfach mit „ökologisch unbedenklich” gleichgesetzt. Auch wenn es keine allgemeingültige, einheitliche Begriffsdefinition gibt – die meisten Modelle gehen von einem Zusammenspiel sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Aspekte aus, die für die Nachhaltigkeit eines Produktes ausschlaggebend sind. Es gilt dabei, produktbezogene Kriterien wie Langlebigkeit, Funktionalität, Reparaturfähigkeit und Ressourcenschonung mit einer sozial und ökonomisch verträglichen Produktionsweise zu verbinden.

Nach dieser Definition von Nachhaltigkeit kann ein Produkt „ökologisch” sein im Sinne der Ressourcenschonung, etwa indem es aus natürlichen, nachwachsenden Materialien hergestellt wird, für deren Anbau und Verarbeitung keine umweltschädigenden Methoden eingesetzt werden müssen. Das bedeutet jedoch noch nicht, dass das Produkt auch unter sozial gerechten Bedingungen hergestellt wird oder seine Herstellung aus ökonomischer Sicht überhaupt sinnvoll ist – etwa, weil Absatzmärkte fehlen oder hochwertige Konkurrenzprodukte bereits übermäßig am Markt vorhanden sind.

Nachhaltiges Produkt- und Industriedesign definiert sich demnach einerseits über eine entsprechende Ressourceneffizienz bei den verwendeten Materialien und Arbeitsmethoden, andererseits über eine Orientierung hin zu sinnvollen, langlebigen, möglichst wiederverwertbaren Produkten. Auf das Erschaffen künstlicher Bedürfnisse und die Förderung einer „Wegwerfmentalität” sollte somit verzichtet werden.

Nachhaltigkeit

Wie funktioniert Nachhaltigkeit im Design konkret?

Ästhetik und Funktionalität werden auch weiterhin wesentliche Aspekte des Designs bleiben – Produkte, die in einer nachhaltig orientierten Konsumwelt bestehen sollen, müssen aber mehr bieten. Das bedeutet, schon bei der Wahl der Arbeitsmethoden und des Materials ihre Nachhaltigkeit „mitzudenken”: Welche AkteurInnen sind am Herstellungsprozess beteiligt und wie sind ihre Arbeitsbedingungen? Woher werden die verwendeten Materialien bezogen? Gibt es gute Alternativen zu energieaufwändigen oder umweltschädigenden Prozessen? Wie haltbar wird das Produkt sein? Wie muss es gestaltet werden, um eine gute Reparaturfähigkeit zu erzielen? Kann es gut recycelt werden?

Um diese Fragen zu beantworten, ist zunächst vor allem eines notwendig: gute Recherche. Je nach Produktart gibt es die unterschiedlichsten Zertifizierungen und Gütesiegel – hier sollte immer nachgeprüft werden, wer diese vergibt und ob sie vertrauenswürdig sind. Unterstützung bietet unter anderem die „Allianz Deutscher Designer”, die sich seit 2009 für Nachhaltigkeit im Design einsetzt. Interessierte können hier auch die „Charta für nachhaltiges Design“, eine Selbstverpflichtung für Designer und Designerinnen, unterzeichnen.

Sobald es an die Umsetzung einer nachhaltigen Produktidee geht, kommen Auftraggeber wie Arbeitsmethoden mit ins Spiel. Nun ist es im Industriedesign ja meist nicht so, dass die Ausführenden alleine bestimmen können, welche Materialien zum Einsatz kommen, woher diese bezogen werden et cetera. Es ist deshalb sinnvoll, schon im Vorfeld darauf zu achten, welches Kundensegment mit dem Produkt angesprochen werden soll und welchen Stellenwert Nachhaltigkeit bei Auftraggeber und KundInnen hat. Besteht grundsätzliches Interesse an nachhaltigen Produkten, aber noch Unklarheit über Umsetzbarkeit und Kosten, kann man hier gut ansetzen: mithilfe digitaler Tools wie zum Beispiel Figma oder diversen Prototyping-Anwendungen lassen sich Designprojekte anschaulich präsentieren, unkompliziert Details austauschen und schnelle Anpassungen vornehmen. Neben der Zeitersparnis ist die gute Veranschaulichung für Auftraggeber ein großer Vorteil solcher Apps.

Innovative Techniken können auch zu Designiteration und nachhaltiger Produktion eingesetzt werden: Im Idealfall kommt dann nicht nur der Prototyp aus dem 3D-Drucker, sondern auch gleich ein Großteil des Endproduktes.

Nachteile bei der Entwicklung nachhaltiger Produkte gibt es jedoch auch: Nicht immer ist es einfach, die Herstellung von Materialien bis ins letzte Detail nachzuverfolgen, sodass sich der Arbeitsaufwand hier auch erhöhen kann. Und nicht jeder Auftraggeber ist für tatsächlich nachhaltiges Produktdesign zu gewinnen – in manchen Fällen wird lediglich „Greenwashing” erwartet.


Digitalisierung als Chance für innovative DesignerInnen

Innovationen kosten Geld, und der Umstieg auf eine nachhaltige, digitale Arbeitsmethode birgt daher auch Risiken für selbstständige Produktdesigner innen. Die gute Nachricht: Es gibt unzählige Fördertöpfe im Bereich der nachhaltigen Entwicklung, und viele davon sind gut gefüllt. Allerdings ist der Förderdschungel nicht auf den ersten Blick durchschaubar – auch hier gilt also: Man muss sich zuerst schlaumachen. Einen ersten Überblick über staatliche Fördermöglichkeiten bietet die Förderdatenbank des Bundes. Daneben existieren aber auch zahlreiche private Initiativen, die innovative, nachhaltige Projekte finanziell unterstützen. Zu den bedeutendsten zählen Stiftungen, die über den „Bundesverband Deutscher Stiftungen” abgefragt werden können.

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